Lost Girls erscheint heute

Ich habe lange an diesem Buch geschrieben. 580 Normseiten lang habe ich Darcy auf ihrem Weg begleitet. Dann wurde gekürzt und umgeschrieben und das Ganze auf 480 (wie ich finde) wunderschöne Buchseiten gebracht. Und hier sind sie nun. Vor der Veröffentlichung von Lost Girls hat mir mein Verlag für die Presse Fragen dazu gestellt, und weil mir die Themen aus diesem Roman wirklich ein Anliegen sind, stelle ich diese mit meinen Antworten hier rein. Auch weil ich gerne den Blog hier reaktivieren möchte. Aus diesem Grund könnt ihr die Blogbeiträge nun auch abonnieren. (Dafür ganz nach unten scrollen.)
Ich schreibe nun weiter am zweiten Band der Dilogie und wünsche euch viel Freude beim Lesen!
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1. Warum wolltest du diesen Roman bzw. diese Dilogie schreiben? Was hat dich dazu motiviert und inspiriert?
Nach den Ermittlungen gegen den Fußballspieler Jérôme Boateng im Zusammenhang mit dem Tod von Kasia Lenhardt habe ich mich intensiv mit Berichten und Diskussionen über Machtmissbrauch im Profisport beschäftigt und damit, wie Frauen in der Öffentlichkeit verurteilt werden. Nicht nur von Männern. Frauen werden in unserer Gesellschaft oft auch gegeneinander ausgespielt, das heißt, sie erhalten Anerkennung, indem sie sich mit Männern solidarisieren und andere Frauen abwerten. Gerade bei Gewalt oder Missbrauch steckt dahinter aber ein trügerisches Sicherheitsgefühl: Wenn wir eine Betroffene verurteilen – ihre Kleidung, ihr Verhalten – reden wir uns ein, dass uns so etwas nicht passieren kann, solange wir uns „korrekt“ verhalten. Ein gefährlicher Irrtum. In Lost Girls wollte ich diesem Narrativ weibliche Solidarität entgegensetzen: Frauen, die einander nicht verurteilen, sondern schützen – in einem Safe Space, in diesem Fall einem reinen Frauencollege.
2. In Band 1 behandelt du schwere Themen wie toxische Beziehungen, Gaslighting und häusliche Gewalt. Gleichzeitig enthält der Roman eine sensible, aufkeimende Liebesgeschichte. Wie hast du diese beiden Aspekte balanciert? Was war dir dabei wichtig und was war besonders herausfordernd?
Diese Balance hat mir tatsächlich am meisten Kopfschmerzen bereitet. Ich wollte vermeiden, dass die Liebesgeschichte wie ein Heilmittel wirkt. Ellis ist nicht der Held, der Darcy rettet. Er erinnert sie aber daran, wie es sich anfühlt, sicher zu sein und gesehen zu werden. Retten muss sich Darcy selbst. Mir war wichtig, dass die Liebesgeschichte das Trauma nicht überstrahlt oder verharmlost. Sie sollte zeigen, dass Liebe nur ohne Kontrolle und Manipulation echte Liebe ist und dass sie allein nicht heilt. Heilen kann Darcy nur durch Selbstbestimmung.
3. Du schreibst mittlerweile seit Jahren sehr erfolgreich New-Adult-Romane, seit 2020 ist jedes deiner Bücher auf der Spiegel-Bestsellerliste eingestiegen. Was hat dich zu dem Genre gebracht? Warum findest du das Genre besonders geeignet, um solche ernsten Themen wie in «Lost Girls» zu verarbeiten?
Viele Bücher, die ich selbst in diesem Alter gelesen habe, beeinflussen mich bis heute. In New Adult werden die Figuren erwachsen und treffen Entscheidungen, die ihr ganzes Leben prägen. In dieser Phase sind wir besonders verletzlich und formbar. Das macht es nachvollziehbar, wie jemand in eine Beziehung geraten kann, die von außen klar toxisch wirkt. Wer liest, fühlt mit. Vielleicht hilft das dabei, andere nicht zu verurteilen und nicht reflexhaft zu fragen: Warum ist sie nicht früher gegangen? Warum hat sie sich nicht gewehrt? Mit den Liebesgeschichten in meinen Büchern möchte ich aber vor allem Positivbeispiele geben: So kann Liebe sein, das ist Liebe auf Augenhöhe und mit Empathie für beide Geschlechter.
4. Im Nachwort von «Lost Girls» schreibst du, dass du mit Darcys Geschichte u.a. einen Gegenentwurf schaffen wolltest zu der Romantisierung von Kontrolle, Eifersucht und Gewalt, die oft im Subgenre Dark Romance zu finden ist. Hast du den Eindruck, dass es sich bei dieser Romantisierung um einen allgemeinen Trend in der Romance handelt? Kannst du näher auf deine Kritik eingehen?
Ich sehe das nicht als neuen Trend. Wir kennen das aus unzähligen Klassikern, Märchen, Filmen und der Popkultur. Ich bin mit Filmen der 80er und 90er aufgewachsen, in denen frauenfeindliches Verhalten romantisiert wurde und bei denen sich mir heute die Nackenhaare aufstellen. In Dark Romance wird es nur noch expliziter inszeniert – oft auch noch unter dem Deckmantel des Feminismus. Dark Romance ist nicht feministisch, nur weil es von Frauen für Frauen geschrieben wird. Ich finde es aber wichtig, das Muster zu hinterfragen: Warum wirkt das auf uns anziehend? Warum sind wir so geprägt worden, und wie können wir das ändern? Meine Kritik richtet sich nicht gegen das Genre, sondern gegen die Darstellung, dass Machtgefälle und Missbrauch sexy oder romantisch wären. Daran ist nichts romantisch. In Lost Girls versuche ich zu zeigen, wie sich das in der Realität anfühlt.
5. Was möchtest du den Leser*innen des Buches mitgeben?
Gemeinsam können wir Frauen Strukturen aufbrechen, die uns kleinhalten sollen. Wir können so viel erreichen, wenn wir uns gegenseitig bestärken, uns glauben und solidarisch zeigen. Gerade meinen jüngeren Leser*innen möchte ich aber vermitteln: Eifersucht, Kontrolle und Besitzdenken sind keine Liebesbeweise, sondern Warnsignale! Nicht das Sixpack macht sexy, sondern Unterstützung und Consent.
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